Schweden ist wirklich ein schönes, freundliches, sehr naturreiches und irgendwie friedlich-liebliches Land. Aber: es ist kein Land für einen Fahrrad-Urlaub - zumindest nicht im Landesinneren. An der Küste entlang kann man sicher gut Radfahren, was allerdings landschaftliche Einschränkungen nach sich zieht, da eben eine Landschaftsform bestimmend ist und man kaum das Leben auf dem Land oder in abgelegeneren Gebieten, geschweige die Vielfalt der naturellen Erscheinungen mitbekommt. Nun gut, wir haben's ja trotzdem gemeistert und hier ist unser Tagebuch (der Einfachheit halber "runtergeschrieben" und nicht für jeden Tag ein einzelner Blogbeitrag):
Schwedenroute 2007Einige Fotos gibt es hier zu sehen:
Fotoalbum Schweden-Radtour 2007.
Sonntag, 5. August 20007:
Aus Faulheit heute nur Stichpunkte.
Fürth-Rostock (Deutsche Bahn mit den üblichen Fahrradtransport-Problemen. Ärgerlich ist, dass man vom Bahnpersonal nicht als Kunde, sondern eher herablassend und negativ als “Problem" eingeordnet wird). Langer Abendspaziergang durch die Stadt und an der Hafenpromenade mit abschließendem "Radler" im Restaurant "Alter Fritz" mit Blick auf Sonnenuntergang und Hafen sowie das Jugendherbergsschiff "Warnemünde".
Montag, 6. August 2007:
Rostock-Trelleborg (Scandlines-Fährschiff). Heiße Überfahrt. Übernachtung im "Night-Stop" in Trelleborg,
www.hotelnightstop.com, Telefon: +46 410 410 70, welches wir dank Navigationssystem fix fanden. Einfaches Zimmer, Dusche auf dem Gang, aber ruhig und sauber.
Dienstag, 7. 8. 2007:
Ordentliches, typisches Frühstücks-Buffet, hier „Frukost“ genannt.
Trelleborg - Beddingestrand - St. Beddinge - Tullstorp-Skivarp (Mittagsrast auf Wiese) - Kirche (Kyrka oder kurz K:a) kurz vor Ruuthsbo-Ystad.
Letztes Zimmer ergattert im SVIF-Vandrarhem im Alten Bahnhof). Toller Nachmittag mit Café-Besuch in der Gamel-Stadt (Historische Altstadt). Abends nach "Penne mit Basilikum und Käse" (Maggi Fertiggericht) einen Spaziergang durch Ystad auf "Kommissar Walander´s" Spuren unternommen.
Wer die Filme mit dem bekannten Ermittler kennt, hat möglicherweise auch schon mal folgende Orte wahrgenommen: Polishuset (das Hauptquartier), Mariagatan (Wallanders Zuhause), Hotell Continental (dort isst der Kommissar hin und wieder zu Mittag), Stortorget (der Marktplatz mit dem Eckrestaurant), Hotell Sekelgården (hier wurde in einer Folge eine Zeugin in "Die fünfte Frau" sowie in einer anderen Folge eine Beamtin vom Außenministerium untergebracht), Västra Vallgatan (der Wohnort Wallanders in einer Folge), Lilla Norregatan (hier wurde in "Mittsommermord" der Kollege Svedberg umgebracht), Möllegatan (in dieser Gasse war die Zoohandlung, welche in "Vor dem Frost" abbrannte), Pizzeria, Järnsvägsstationen (der Bahnhof - auch Rosi's und meine Unterkunft), Fridolfs Konditori (Wallander, aber auch Rosi und ich nahmen hier Kaffee und Gebäck ein), Ystads Turistbyrå, Sjömansgatan (Tatort in "Der Mann, der lächelte"), Liregatan (in dieser Straße wohnte der Mörder in "Die fünfte Frau"), Harmonigatan (Wohnort des Serienmörders in "Mittsommermord"). Weiter kamen wir nicht - es war aber auch genug.
Ein Fall ist allerdings noch ungeklärt: In der Pottmakaregränd fand ich ein funktionierendes Damenfeuerzeug, welches allerdings auch von einem Mann oder gar einem Kind benutzt worden sein könnte. Es war klar, dass niemand ein funktionierendes Feuerzeug wegwirft. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand, dass es sich um einen Vorgang handeln muss, der nicht freiwillig vonstatten ging. War es ein Überfall, eine Entführung oder gar das schlimmste Kapitalverbrechen, Mord?! Für Ermittlungen ließ uns unser eng gesteckter Zeitplan keinen Spielraum. Man wird allerdings von diesem Fall noch hören ... Das Beweisstück sicherte ich jedenfalls, indem ich es Rosi zur Aufbewahrung in deren Lenkertasche gab.
Mittwoch, 8. 8. 2007:
Ystad - Bussjö (Strecke ruhig, aber anstrengend hügelig) - St. Herrestad-Straße 19 immer folgen (laut, verkehrsreich, aber leichter zu radeln; dennoch anstrengende Längen und viel Wind) - Mittagspause (üppiger Einkauf, großer Hunger) in Brösarp - kurz vor Kristianstad dann Abbiegung auf ruhige Nebenstrecke über Skepparslov - Öllsjö nach Kristianstad. Übernachtung in Camping-Hütte des SVIF Charlottenborgs Vandrarhem.
Donnerstag, 9. August 2007:
Kristiansstad - Hässleholm - Kalmar (per Zug) - Vimmerby (per Zug). Von dort dank der Freundlichkeit einer Bediensteten (ihr Großvater war im Krieg in Deutschland und daher sprach sie sogar ein paar Worte Deutsch) des „Kungspilen“-Privatunternehmens (Oh Globalisierung …) "illegal" nach Vimmerby. Übernachtung im Privatzimmer (490,-- SKR), Nils-Olof Nilsson, Sunnanängsgatan 16, 59832 Vimmerby, +46 492 14397 (gebucht über Vimmerby Turistbyra, +46 492 31010.
Abendspaziergang durch Vimmerby (Stadtfest mit Musik; abschließend ein kühles alkoholfreies Bier mit dennoch 2,1 Prozent Alkohol) in "Nisse's Café och Restaurang", Storgatan 48, 59837 Vimmerby, Telefon: +46 492 18900 mit Straßensitzplätzen (eine interessante Mischung aus "In"-Lokal für Jüngere, Pizzeria und Bar mit Teil-Selbstbedienung).
Freitag, 10. August 2007:
Nach einem guten Frühstück in einem kleinen Café begann es zu regnen, allerdings war das nur ein kurzes Intermezzo.
Dann konnte Uli bei der freundlichen Karin im Touristbyro um weitere zwei Nächte verlängern; zwar nicht im bisherigen Zimmer, dafür aber gleich ein Zimmer daneben (!). Nach einer Reklamation (dank Rosi fiel uns ein Fehler bei der Rechnung auf) 50,-- Euro erstattet bekommen.
Eine anstrengende Fahrt bei bewölktem Himmel, teils Nebel, führte uns dann von Vimmerby über die Straße 33 nach Pelarne. "Jede Abfahrt wird zur Qual, denn bergauf geht´s allzumal."
in dem Ort, in welchem die Eltern von Astrid Lindgren zum Gottesdienst gingen, besichtigten wir die aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts stammende Holzkirche samt imposanten Glockenturm. Die Holzschindeln wurden allerdings im 18. Jahrhundert neu angebracht. Weiter ging es mühsam bei schwüler Hitze bergauf und bergab nach Sevedstorp, dem bekannten Bullerbyn (Bullerbü).
Zurück radelten wir über Mossebo auf einer Nebenstraße nach Vimmerby zurück. Wir erklärten unterwegs einer Schwedin den Weg nach Rumskulla (1100 Jahre ! alte Rieseneiche); offensichtlich erweckten wir einen ortskundigen Eindruck. Dann besichtigten wir "Astrid Lindgren´s Värld", einen riesigen Park mit den nachgebauten und kindgemäß verkleinerten Schauplätzen aller Geschichten der weltberühmten Autorin. Dort angekommen besserte sich das Wetter zusehends und wir haben jetzt wieder "unser" gewohntes Schwedenwetter: Strahlender Sonnenschein.
Ein beeindruckender und sehr inspirierender Tag. Das Gleiche lässt sich über den Besuch von "Näs", dem Geburtshaus Astrid Lindgren´s, sagen.
Dort erläuterte uns ein Neffe von Astrid Lindgren Einiges über deren Lebenssituation und zeigte uns unter Anderem die Zimmer im Haus sowie die alte Speisekammer mit einigen Original-Lebensmitteln - so schien es zumindest. Außerdem ist er der Vater Karin Altvegens, der ebenfalls inzwischen sehr erfolgreichen Thriller-Autorin, über deren Bücher wir kurz sprachen.
Erfüllt fuhren wir wieder "nach Hause". Abends genehmigten wir uns eine "typisch schwedische" Pizza; ein wenig hatten wir den Eindruck, wir aßen Riesen-"Tucs" (die neutral schmeckenden Kekse für herzhafte Dips) mit Belag.
Samstag, 11. August 2007:
Nach einer trotz neuer "Nebenschläfer" in "unserem" bisherigen Zimmer (Familie mit kleinem Kind) ruhigen Nacht ging es für uns um halb Neun los zu einem "kürzeren" Tagesausflug, wie es Rosi vorhersagte. Vorher gab es noch ein wirklich kleines Frühstück in der Konditori (Kaffee/Süßes Teilchen).
Im Touristbyro noch flugs eine E-Mail nach Rostock abgesetzt (wegen Zimmer für die Heimfahrt, bei welcher wir erst sehr spät in Rostock ankommen und nicht lange suchen können) und mit anfänglich ordentlich Schwung rollten wir Richtung Rumskulla und Gibberyd, wo sich der Hof "Katthult" befindet, auf welchem in Astrid Lindren´s Geschichte "Michel von Lönneberga" (im Original heißt der Bursche allerdings Emil) lebte.
Wir fuhren von Vimmerby aus eine Nebenstraße in westlicher Richtung über Hylta, Solbacka und Rumskulla heftig bergauf und bisweilen entlastend auch bergab nach Gibberyd zum Hof "Katthult". Ein unbeschreiblich schöner Hof mit den typischen Häusern, der Schnitzhütte Michel´s aus der Geschichte, dem Klohäuschen, dem "Werwolf"-Loch und in der Ferne einem klaren See, wie es viele in diesem an Naturschönheiten reich gesegneten Land gibt.
Nach einer schmackhaften, wenn auch sehr einfachen Brotzeit (Resteverwertung) auf einer schattigen Bank mit Blick auf das schmucke Wohnhaus des Lausbubens (das Anwesen wurde für die Verfilmung der Bücher über den Jungen ausgewählt, weil es Astrid Lindgren´s erzählerischen Beschreibung am nächsten kam) machten wir uns wehmütig wieder von dieser traumhaft herrlichen Idylle aus auf den Weg zum nächsten Ziel dieses erneut sonnigen Tages.
Dankbar freuen wir uns über das Glück, während unserer Reise erst zehn Minuten Regen erlebt zu haben und das im sicheren Trockenen. Ansonsten hatten wir bisher Sonne satt! Ein super Urlaubswetter, trotz der sich daraus für Radler ergebenden "Qualen", Schweiß und Anstrengungen.
Zurück über Rumskulla, Solbacka ging´s nun über Venzelholm nach S. Kvill zu Europa´s ältester Eiche, der hier so genannten "Kvilleken". Wahrlich mächtig und beeindruckend empfängt uns der gebrechliche und mehrfach gestützte, elfhundert Jahre (!) alte Baumriese. Was mag er schon alles erlebt haben?!
Auch hier genießen wir eine Weile die ursprüngliche und urwüchsige Natur, bevor wir weiterziehen und uns verunsichert ein paar wenige Kilometer in die falsche Richtung aufmachen und das erst an einer Kreuzung bemerken.
Zurück rollen wir trotzdem Guter Dinge, da wir im Café Skvill einkehren wollen. Dort in romantisch-natürlicher Umgebung nehmen wir einen guten Kaffee und einen verboten guten, selbst gebackenen Blaubeerkuchen mit Sahne ein. Superschmackiger Genuss. Die lästigen Moskitostiche bemerken wir darüber kaum.
Dann ging es weiter Richtung "Norra Kvills Nationalpark", ein unberührtes 110 Hektar großes Waldgebiet, Urwald sozusagen. Auch radelten wir Kilometer um Kilometer rauf und runter - stets verwundert, dass Schweden so bergig ist und wir offensichtlich die einzigen Menschen, die das Fahrrad als Fortbewegungsmittel nutzen. Naja, wen wundert's?
Über Gullringen, dann die Straße 34, weiter nach Södra Vi und dort dann die Nebenstrecke über Karsnäs und Vennebjörke am See Krön entlang kämpften wir uns wieder zurück nach Vimmerby.
Wir kauften noch im Supermarkt ein und hatten dann ein klasse Abendessen mit Spaghetti ("Miraculi"), Bier, Blaubeer-Sprudelwasser, Gurken und Tomaten. Nach so einer Tour schmeckt aber auch Alles gut.
Morgen verlassen wir das schöne Vimmerby, welches wir in guter Erinnerung behalten werden. Einen "Extrem-Astrid-Lindgren-Film-und-Schweden-Abend" für uns haben wir uns schon vorgenommen: Michel, Lotta, Gebrüder Löwenherz, Ronja, Pippi, Die Kinder von Bullerbü oder Ferien auf Salkrotan sollen uns dann bei Blaubeerkuchen und -saft oder auch Köttbullar vergnügen.
Einige Fotos gibt es hier zu sehen:
Fotoalbum Schweden-Radtour 2007.
Sonntag, 12. August 2007:
Nach einer leicht unruhigen Nacht (Rosi war´s zu heiß und ich musste die Fenster öffnen) schlossen wir nach einem guten Frühstück im Haus und der Endreinigung das Kapitel Vimmerby ab und verließen gegen 8:50 Uhr das Haus. Da der Bahnhof noch geschlossen hatte, konnten wir unseren Plan, mit dem Zug nach Vaxjö (gesprochen Wägföh) zu fahren, nicht konkreter planen, geschweige umsetzen. Es war nirgends ersichtlich, ob der einzige für uns mögliche Zug auch Fahrräder mitnehmen würde. Warten war auch nicht drin, denn sollten wir dann doch noch Radeln müssen, fehlten uns wieder zwei Stunden.
Bei der Touristinformation konnte uns Karin diesbezüglich leider nicht helfen, jedoch im von uns schnell entschlossen ausgewählten Vandrarhem in Vetlanda ein Zimmer buchen und einen Puffer aushandeln, falls wir mit den Rädern zu spät einträfen, um dennoch an den Zimmerschlüssel zu gelangen. Danach gaben wir die Flaschen ab und kauften für unser neues Vorhaben - eben doch zu Radeln - Proviant. Gegen 9:30 Uhr waren wir wieder "on the Road again".
Die 34 entlang Richtung Hulsfred (viel Verkehr) bogen wir nach wenigen Kilometern rechts Richtung Silverdalen ab. Über Haddarp, Akarp, Pauliström, Ökna, Adelfors (Goldgegend), Holsbybrunn und Sjunnen ächzten wir der Aufgabe nahe nach Vetlanda dem zu unserem zum Glück vorgebuchten Vandrarhem, welches wir dank freundlicher Schweden-Hilfe - im Navigationssystem war die Straße ausnahmsweise mal nicht zu finden, bzw. nur in ähnlicher Schreibweise) - schnell fanden, entgegen.
Es ist schwer zu sagen, ob wir mit dem leicht bedeckten Himmel das große Los gezogen hatten. Zwar knallte die Sinne nicht so extrem herunter, wie an den meisten Tagen zuvor, aber die Schwüle war so extrem, dass unser Atem kühler als die Außenluft war und die Brille deshalb beschlug! Dazu kam, dass - unserem, besser Rosi´s Wunsch folgend - kein Wind ging. Das erhöhte die drückende Hitzewahrnehmung noch mehr.
Durch die langgezogenen und sehr heftigen Steigungen fuhren wir so langsam, dass der von uns ausgestossene überhitzte Schweiß (sogar Rosi fror nicht, sondern transpirierte ausgesprochen sportlich) Fliegen und Geschmeiß anzog, was die Erdenqual zur Hölle werden ließ. Kaum standen wir mal, was aufgrund der geringen Geschwindigkeit und aufgrund der extremen Anstrengung nahezu häufig der Fall war, stürzten sich blutrünstig die im allerorten freundlich-flächig-zartblühenden Heidekraut und im kräftig-grünen Moos lauernden Moskitos gierig auf unsere saftigen Wadeln und sonstigen blutigen Genuss versprechenden, textilfreien Gliedmaßen. Nicht mal eine Mittagspause wurde uns Geschundenen vergönnt - wir mussten unseren idyllischen Rastplatz auf einem Felsen in herrlicher Heide-Firstlandschaft nach kurzer Insektenschutzeinreibung verlassen.
Von schnell kann allerdings nicht die Rede sein, denn es ging
"nach einer kurzen und im Übrigen durchaus erfrischenden und entspannenden Abfahrt eine lange Bergfahrt nach oben". Irgendwie war mir diese Redensart in deren Sinnumkehrung wohlbekannter.
Unsere Unterkunft ist bislang die Schönste. Die Empfangsdame reiste pünktlich zur Öffnungszeit mit einer Mercedes-Benz-M-Klasse an, lauschte anerkennend unserer Leistungsbeschreibung und versorgte uns - eindeutig bar jeder Fachkenntnis bezogen auf die in Schweden eher selten ausgeübte Fortbewegungsart - dennoch mit einigen hilfreichen Tipps, welche wir morgen nach Möglichkeit beherzigen und verfolgen wollen.
Der neue Plan lautet: Zugfahren nach Helsingborg über Nassjö (von hier aus im Norden) und dann an der Küste entlang über Malmö nach Trelleborg.
Ein kräftiges Abendessen mit stärkendem Kaffee, Wurstbrot, Gurken und Tomaten besiegelte unser Vorhaben. Frisch geduscht ruhen wir nun in der Balance der neuen Idee.
Montag, 13. August 2007:
Schon erwachten wir. Rosi hat wohl nur eine Stunde geschlafen. Wir räumten das wirklich schöne Zimmer in dem alten Haus und erfreuten uns an dem liebevoll hergerichteten und stattlichen Frühstück.
Der Bahnhof erwies sich als Flop: Ausgestorben. Mühsam fand ich heraus, dass es hin und wieder Züge, aber auch Busse nach Nassjö gibt. Der Fahrplan wies eine Abfahrtszeit um 8:50 Uhr aus und wir fanden sogar den entsprechenden Abfahrtssteig des Busses - denn das war die einzig angegebene Fahrmöglichkeit. Unter Aufbietung sämtlicher psychologischer Kommunikationstricks und bestem Englisch (ähem) überzeugte ich den älteren, zunächst ablehnenden, dann jedoch sehr freundlichen und auch noch hilfsbereiten Busfahrer, uns entgegen aller Vorschriften und Gepflogenheiten samt unserer Räder doch mitzunehmen. Ein großes Glück, wie sich noch zeigen sollte.
In Nassjö offenbarte sich mal wieder, welche Früchte die oft unsinnige Privatisierung von Geimschaftsnutzungseinrichtungen wie dem Nah- und Fernverkehr trägt. Die - wenn auch sehr unterkühlt distanziert und geradezu regungslos agierende - freundliche Dame am Schalter wusste nicht Bescheid, ob uns ein Zug samt der Räder mitnehmen kann und wird, da die Strecke von einem Privatunternehmen bedient wird. Die haben natürlich um Kosten zu sparen keinen Schalter oder sonstige Informationsangebote, sondern man muss sich direkt an den Zugbegleiter wenden. Wenigstens kannte die besagte Bedienstete einen Abfahrtszeitpunkt.
So verbrachten wir Karten schreibend und durch den schönen Stadtpark schlendernd die Wartezeit und waren dann hocherfreut und erleichtert, als wir völlig unkompliziert nett und hilfsbereit von dem Schaffner unterstützt und als gute Kunden gesehen und bedient wurden.
Die zweieinhalbstündige Fahrt brachte uns an die Westküste Schwedens nach Halmstad. Dort eingetroffen genehmigten wir uns erst einmal einen astrein wohlschmeckenden Burger an einem Privat-Imbiss (Rosi "Curry", Uli "Cheese Big") und holten dann ein paar Informationen beim örtlichen Touristbyro ein. Gemütlich bei strahlendem Sonnenschein radelten wir nahezu ohne Anstrengung - im Verhältnis zu den Vortagen freilich nur - Melbystrand entgegen. Leider hatten wir nicht die Gelegenheit, den Strand und das Meer zu genießen, da unsere Unterkunft noch nicht geklärt war. Prompt war das erste Vandrarhem belegt und hätte nur eine hochpreisige Hütte mit allem (zu viel für uns) Komfort frei gehabt. So ließen wir das Vandrarhem in Laholm anrufen und hatten das Glück, dort die letzten freien Betten zu ergattern. Weitere zehn Kilometer später trafen wir dort ein.
Die Hütte vom Melbystrand- Vandrarhem empfahl ich - quasi im Gegenzug zur Empfehlung, welche wir erhielten, um in Laholm unterzukommen - einer Holländischen Familie, welchen wir offensichtlich das letzte Zimmer in Laholm weggeschnappt hatten. Dankbar zogen sie davon, denn die Dame an der Rezeption buchte gleich telefonisch für die Vier. Unsere Vorbuchung in Helsinborg - unser mutig avisiertes Ziel für den Dienstag - blieb bislang leider erfolglos. Alle angerufenen Häuser sind schon ausgebucht. Das erhöht leider nicht nur die Spannung, sondern auch massiv wieder unsere Unsicherheit. Als Radler sind wir halt nun mal nicht so flexibel, wenn schnell mal eben zwanzig oder mehr Kilometer zurückzulegen sind, um eine mögliche Alternativ-Unterkunft zu erreichen.
Abends kochte ich beste Fertig-Pasta (Nudeln mit Mozzarella-Basilikum-Soße), dazu gab es Kabanoss-Wurst und wieder einmal das frisch-blaue Blaubeer-Sprudelwasser.
Dienstag, 14. August 2007:
Nach einer erholsamen Nacht (in Ulis nicht näher erinnerbaren Traum spielten sogar Christiane und Christian S.-S. eine Rolle; es ging irgendwie um einen gemeinsamen Urlaub) futterten wir profimäßig unser Frukost. Die superfreundliche und etwas Deutsch sprechende Empfangsdame und Vandrarhem-Leiterin telefonierte nochmals für uns und konnte die Übernachtung für uns in Trelleborg (etwas außerhalb in Laröd bei Viken) buchen und sogar schon zwei Nächte in Malmö.
Helsingborg-Laröd, STF-Vandrarhem, Scoutstigen 4, +46 42 92005, 16-18 Uhr Check-in.
Die Route begann - natürlich - gleich wieder heftig und führte über Melbystrand, Båstad, Grevie und Förslöv (extrem langezogener Hügel, welchen wir hinaufschieben mussten, da auch im niedrigsten Gang ein Fortkommen unmöglich war) eine Weile an der Küste entlang. Ein älterer Rennradfahrer - sozusagen ein "Alter Schwede" - geleitete uns zum Glück eine Weile bis nach Ångelsholm, so dass wir eine Weile keine Streckensucherei hatten.
Am Yachthafen der kleinen Stadt ließen wir den Senior davon sausen und genehmigten uns ein Eis und Rosi schnupperte die dort üppig wachsenden und von ihr geliebten Heckenrosen.
Aus Ångelholm herauszufinden war dann doch nicht so ganz einfach und führte auch wieder etwas weg vom Meer. Dank Navigationssystem fanden aber dann - ergänzend zu den Richtungshilfen einer vom Strand kommenden Schwedin im Wald und eines wandernden Schweden auf der Straße - die kürzeste Route erst auf der 112 entlang, dann kleinste Sträßchen über Ingelsträde, Brabdstorp nach Viken (Einkaufsstopp) und schließlich nach Laröd zu unserer heutigen Unterkunft. Es ist das bislang kleinste Zimmer mit einem Doppelstockbett. Der JH-Ausweis hatte auch mal wieder (wie schon gestern auch) einen Sinn; zumindest wurde die Mitgliedsnummer abgefragt.
Rosi duschte umgehend. Dann erquickten wir uns mit Kaffee und Minz-Krokant-Schokolade. Ich werde nach dem Tagebucheintrag duschen, um zum gemeinsamen Abendbrot frisch zu sein. Drei Biere, etwas Baguette, Käse, Schinken, Tomaten, Gurken und Jogurt landeten erst auf dem Tisch und dann in uns.
Wir aßen im Freien, aber es wurde dann doch so windig, dass wir ins Haus mussten. Der Einkauf war prompt zu üppig gewesen und wir müssen Einiges morgen zu uns nehmen. Die "Blåbär-Soppa" erwies sich als Kaltschale und nicht als Saft - gut, aber in dieser Konsistenz nicht zu schaffen.
Mittwoch, 15. August 2007:
Das Wetter hat sich leider etwas verschlechtert: kalt, windig und bewölkt. Nach dem Frühstück und einigen Kilometern bei beginnendem Regen setzen wir unseren schon vorüberlegten Plan, mit dem Zug nach Malmö zu fahren, in die Tat um. Fix war die Fahrkarte gekauft und der ziemlich überfüllte Zug traf ein. Wir kamen dennoch mit, auch wenn wir die ganze Stunde Fahrt im Stehen verbrachten.
In Malmö angekommen, organisierte ich einige Informationsblätter sowie Stadt- und Buspläne. Das Wetter entwickelte sich immer wechselhafter, so dass wir schließlich wegen eines Salates bei McDonald landeten ("Burger King" hatte leider keine Frischkost). Da begann es zu schütten, was uns einerseits in dem Etablissement festnagelte, andererseits aber auch die Zeit vertrieb. Sogar einen Kaffee und einen Muffin, Rosi: Pommes Frites, genehmigten wir uns. Dann machten wir uns auf die Suche nach unserer Unterkunft, was dank Navigationssystem einfach gelang.
Erfreut betraten wir schließlich das zweitschönste Zimmer unserer Tour. Frisch geduscht sortierten wir schon ein wenig unsere Unterlagen.
Morgen geht´s ausschließlich mit Bus oder zu Fuß durch die Stadt. Die "Malmö-Card" bietet kostenloses Fahren in den städtischen Bussen, eine Stadtrundfahrt und Vieles mehr. Mal seh´n, was wir davon nutzen können.
STF Vandrarhem Malmö Eriksfält, Backavägen 18 (an Nr. 16 am Ende der Kehre links noch vorbei und dann links dahinter; direkt - also wirklich direkt an der Autobahn, aber eine ruhige Seite zum Park; schöne Zimmer), Malmö, +46 40 82220, 16-19 Uhr Check-in.
Einige Fotos gibt es hier zu sehen:
Fotoalbum Schweden-Radtour 2007.
Donnerstag, 16. August 2007:
Mit der Malmö-Card fuhren wir nach einer überraschend ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück mit dem Bus 2 nach Malmö. Wir holten uns eine Fahrradkarte und die Tickets für die Stadtrundfahrt. Ein Spaziergang führte uns in das sehr moderne und "hippe" Malmö. Wer dort wohnt, hat Geld und eine schöne Aussicht auf die Öresundbrücke und nach Dänemark.
Um 12 Uhr startete die Stadtrundfahrt welche uns anschaulich vor Augen führte, dass Malmö tatsächlich nicht sehr viel zu bieten hat. Nach etwas über einer Stunde endete die Rundfahrt auch schon.
Wir bummelten die Fußgängerzone runter und rauf, schlenderten - u. a. auf der Suche nach einer kostenlos zu benutzenden Toilette, was sich als Fehlanzeige erwies - durch das Einkaufszentrum "Triangeln" und machten uns dann auf den Weg durch die sich auf das "Malmö-Festival"-Wochenende vorbereitende Stadt Richtung Schloss.
Leider zeigte sich das Wetter von seiner unfreundlichen und sehr wechselhaften Seite. Ständig gab es kürzere Schauer, welche uns in Kaufhäuser oder Cafés trieb. Für Rosi fanden wir ein schönes Top (irgendwie eine kurzärmelige Bluse mit Punkten) und für Ferdinand fand ich ein tolles Halbarmhemd.
Im "Espresso-Haus" tranken wir den größten Cappuccino aller Zeiten und ich freute mich über einen Blaubeer-Muffin.
Auf dem Weg zum Schloss entdeckten wir noch die Schlossmühle, suchten Unterschlupf in einem Zirkuszelt, gaben einem Thailänder touristische Tipps und konnten aufgrund sehr früher Schließzeiten das Schloss lediglich kurz im zwischenzeitlich durch die Wolkendecke blitzenden Nachmittagssonnenschein betrachten. Ehrlich gesagt reichte uns das auch, denn im Gebäude gibt es einzig einen Rittersaal mit der üblichen Aussstattung (Ritterzeug, Waffen, Altes Gelumpe).
Eine Weile saßen wir vor einem blühend bepflanzten Betonkübel mit Blick auf die frühere Befestigungsanlage. Dann ließen wir uns vom Bus 2 wieder zu unserem Vandrarhem bringen. Der Supermarkt war unsere letzte Station, bevor wir - wieder mal in einem kurzen Regenguss - ins Heim hetzten.
Nach dem schmackhaften, wenn auch nicht sehr abwechslungsreichen Abendbrot (es gab das, was es immer gab: Brot, Schinken, Käse, Tomaten, Gurken) versuchten wir sorgenvoll möglichst klug zu packen, da die Witterung keine Eindeutigkeit hinsichtlich passender Kleiderauswahl zuließ. Unsere Sorgen gründeten sich auch auf die Tatsache, dass mehre Telefonate hinsichtlich einer Unterkunft in Rostock erfolglos geblieben waren. So biss ich in den "Sauren Apfel" und rief Herrn K. doch per Mobiltelefon an (vermutlich verursachte das hohe "Roaming"-Kosten). Seine Partnerin versprach einen Rückruf am Abend. Als der jedoch auch wieder nicht erfolgte, war ich vor dem Einschlafen doch stark beunruhigt, wie die Nacht in Rostock wohl werden wird. Da konnten auch die noch gänzlich mit Rosi aufgefutterten 500 Gramm Weintrauben wenig darüber hinweg helfen.
Freitag, 17. August 2007:
Gut geschlafen weckte uns ein strahlender Himmel. Wir beschlossen, mit dem Rad nach Trelleborg zu fahren. Ein gutes Frühstück stärkte uns, die letzten Sachen wurden gepackt, Rosi machte das Zimmer und ich die Räder klar, so dass wir wie geplant um 8:00 Uhr (!) - und das im Urlaub - losradelten.
Das TomTom half uns wieder gut aus der Stadt hinaus und es gab eine einzige Unsicherheit, als wir auf ein kurzes Stück Autobahn sollten. Bei starkem und kühlen Wind, überwiegend aber heiterem Himmel erreichten schon um 10:15 Uhr unser Ziel Trelleborg.
Dort trödelten wir durch die Stadt, gingen ein weiteres, aber für diesen Urlaub sicher zum letzten Mal Einkaufen und regelten frühzeitig den Check-in für unsere Fähre. Dann hieß es Warten. Der kalte Wind ließ uns erneut in ein bekanntes Schnellrestaurant fliehen, was wir zu einer Mini-Mahlzeit nutzten. Außen rotteten sich derweilen zahllose Fahrradreisende zusammen oder zogen am Fenster vorüber, was uns Schlimmstes hinsichtlich Übernachtungsmöglichkeiten aber auch der Heimfahrt mit dem Zug befürchten ließ.
An einem schönen Platz genossen wir aber doch noch die restliche Zeit in Schweden vor einem bepflanzten Blumenwappen und -gruß der 750 Jahre Existenz feiernden Stadt Trelleborg an seine Bürgerinnen und Bürger, sowie an die Besucherinnen und Besucher.
Immer noch quälte uns das Übernachtungsproblem und just, als wir weitere Unterkunftsanfragen vornehmen wollten, konnte ich den Eingang Herrn K.'s Zusage für das vorgebuchte Zimmer feststellen. Der uns vom Herzen fallende Stein hätte bei unserer Fähre sicher einen mittleren Tidenhub verursacht.
Endlich war der Zeitpunkt gekommen, sich zur Fähre aufzumachen. Gut vorbereitet für die Zeit an Board wurden wir erneut etwas "auf die Folter" gespannt, da wir am Hafenzugang für Radelnde bis sehr knapp vor dem offiiziellen Ablegen der Fähre zum Warten genötigt wurden. Um 15:45 Uhr legte das Boot mut einer halben Stunde Verspätung endlich ab.
Rosi besetzte umgehend zwei bequeme Ruhesessel und ich einen Platz an der Sonne auf Deck. Zur Kaffee-Zeit begann es allerdings zum ohnehin schon sehr kalten Wind hinzukommend auch noch stark zu regnen, so dass es ein guter Impuls für mich war, Rosi und mir einen Kaffee zu besorgen, mit den letzten Schwedenkronen noch eine Schokolade zu kaufen (das Geld reichte bis auf den letzten Öre) und das Tagebuch zu aktualisieren.
Fast pünktlich liefen wir im Seehafen Rostock ein. Wie schon beim letzten Mal mussten wir die Ausfahrt aller LKW abwarten. Dann hieß es, nach Rostock Zentrum zu finden. Dank Navigationssysten gelang das ganz gut, wenngleich die Strecke oftmals den Eindruck tiefster DDR-Vergangenheit aufflammen ließ. Es war außerdem stockfinster. Ein Mädchen hatte sich uns in völliger Unkenntnis über den Streckenverlauf in die Stadt angeschlossen. Wir rollten mit mir als "Guide" dahin, als ich an einer Schienenüberquerung ins Rutschen kam und schwer stürzte. Mein Daumen ist nun heftig verstaucht (aber offensichtlich glücklicherweise nicht gebrochen), das rechte Knie etwas aufgeschürft und am rechten Handballen ist ebenfalls ein Schmerz zu verspüren. Am Fahrrad büßte ich meinen Lenkungsdämpfer ein und ein Schleifgeräusch war eine Weile zu hören, was sich allerdings wundersamer Weise wieder legte.
Gegen 22:20 Uhr erreichten wir die Straße unserer Unterkunft. Aufgrund der späten Stunde und möglicher Gefahren für ein allein radelndes Mädchen, gewährte ich meiner angeborenen Ritterlichkeit etwas Anwendungsspielraum und begleitete die Junge Dame bis zum Bahnhof. Als dort keine Verbindung mehr nach Berlin möglich war, empfahl ich ihr, das direkt neben dem Bahnhof liegende IC-Hotel aufzusuchen, um nach einem Zimmer bzw. um Unterstützung nachzufragen. Immerhin hatte sie aufgrund der Ersparnis von 90,-- Euro für eine Nachtkabine auf der Fähre, welche sie ursprünglich nehmen wollte, ein ausreichendes Polster als Finanz-Kontingent zur Verfügung. Zu spät kam mir die Überlegung, dass eventuell unser Hauswirt ein Zimmer frei haben könnte (was, wie sich dann herausstellte, sogar der Fall gewesen wäre).
Rosi hatte inzwischen den Wirt schon über das Mobiltelefon eines im Haus wohnenden und zufällig zu dem Zeitpunkt des Bedarfs heinkehrenden vietnameschen Professors angerufen, so dass wir umgehend nach meiner Rückkehr das Zimmer - ein anderes, als beim ersten Mal - beziehen konnten. Wir telefonierten noch kurz mit Ferdinand (Einkaufsaufträge), sahen Nachrichten und schliefen umgehend erschöpft ein.
Samstag, 18. August 2007:
Relativ ausgeruht standen wir um 6:45 Uhr bei strahlendem Sonnenschein auf, machten uns fertig und begaben uns zum Bahnhof. Dort frühstückten wir Kaffee und ein Croissand (ich) und einen Cappuccino (Rosi) und bestiegen sodann in aller Seelenruhe den Zug nach Wittenberg. Rosi begann umgehend im aktuell erstandenen "Spiegel" zu lesen, während ich mich wieder an die Aktualisierung des Tagebuches machte.
Im Verlauf dramatisierte sich die Lage jedoch zusehends, da die Anzahl der Radreisenden sich massiv in die "Nicht-mehr-erträglich"-Dimension schraubte. Die Fahrt an sich war ausgesprochen kurzweilig, da wir mit einer chinesischen Familie und insbesondere - besser: ausschließlich - mit deren dreijährigen Sohn, welcher schon bis 21 zählen und zudem in zwei Sprachen sprechen konnte, davon erkennbar ausgesprochen wohl formulierend in Deutsch, unsere angeregte und fröhliche Unterhaltung hatten.
In Wittenberg brach geradezu ein Radfahrer-Chaos aus, da der Zug aufgrund der Einstiegsverzögerungen durch immer neu hinzukommende Radler Verspätung hatte und außerdem alle den Zug nach Leipzig erreichen wollten, wozu die vielleicht 50 Radreisenden - wie üblich an Bahnhöfen - mühsam die Räder über eine lange Treppe zunächst hinunter und dann wieder hinauf zu schleppen hatten.
Glücklicherweise erreichten wir diesen und auch den Anschlusszug in Leipzig gerade noch. Das Chaos vergrößerte sich aber weiter. Der Zug war auch von Leipzig nach Hof übervoll und wir hatten lediglich das Glück, dass wir schnell waren und einen Sitzplatz ergatterten.
Richtig schlimm wurde es dann aber in Hof. Der Zug war wirklich bis zum letzten Luftmolekül voll, jede Tür war zugestellt und wir kamen auf ein letztes Drücken und Quetschen in die letzte Türe gerade noch hinein. Dann standen wir wackelnd in der völlig verbrauchten Luft bis Nürnberg durch. Das war wirklich die schlimmste Bahnfahrt für uns. In mir brodelte es und ich war echt angespannt. Die Situation und die ständigen unausgesprochenen und auch ausgesprochenen Anfeindungen gegenüber Radfahrern als "Problem" und lästiges Volk gepaart mit der absolut unangemessenen Transportsituation – wie Gepäckstücke waren wir schließlich in einer unmöglich unkomfortablen Art und Weise eingepfercht - von uns als Zahlende Kunden sorgte für aufkeimende Aggressionen. Die Stimmung war wirklich dem Überkochen nahe. Auch das letzte Teilstück nach Fürth brachte nur insofern Besserung, als klar war, dass wir nur eine Station lang aushalten mussten, ehe wir endlich befreit wieder auf unserem Rad sitzend die letzten Kilometer nach Hause radeln konnten.
Irgendwie glücklich trafen wir dann in unserem "Heimathafen" ein, aßen gut zu Abend und genossen das Ende dieses Tages. Der Urlaub insgesamt gesehen sollte nicht im düsteren Licht der abschließenden Erfahrungen mit der Bahn stehen und wir wollen uns auch nicht von den strukturellen Schwierigkeiten und Unmöglichkeiten der Bahn im Nachhinein unseren Urlaub oder gar unsere Beziehung (mancher Streit entstand oder entsteht in den Zügen aufgrund der besch...n Lage im Zug oder auf Bahnhöfen, wenn beispielsweise die kiloschweren Räder über lange Treppen hochgeschleppt werden müssen, um schnell die Bahnsteige wechseln oder überhaupt einen Bahnsteig erreichen zu können) zerstören oder beeinträchtigen.
Einige Fotos gibt es hier zu sehen:
Fotoalbum Schweden-Radtour 2007