11 September 2010

Leichenschmaus - Kriminell gute Abendunterhaltung


















Leichenschmaus – ein im Prinzip letztlich als Krimidinner zu bezeichnendes kulturelles Abendereignis

Es sollte an sich geheim bleiben, doch aus gegebenem Anlass kann dieser Anspruch leider nicht mehr aufrechterhalten werden …

Lady Rose und meine Geringfügigkeit Sir Herlock Sholmes I. befleißigten uns des 10. September-Abend anno 2010 – im Kontext der Geschichte jedoch wandelte sich der Zeitrahmen eher in den Bereich der so genannten 60er-Jahre - das Logenhaus der Freimaurer in Fürth inkognito aufzusuchen. Der für den angeblich so „natürlich“ aufgrund eines wiederholten Herzinfarktes verschiedene entfernte Anverwandte meiner Selbst sorgte für den so plötzlich anberaumten und ihm die letzte Ehre gebietenden „Leichenschmaus“!

Im prächtig geschmückten Großen Saal der in verwinkelt-unbekanntem Terrain der Fränkischen Perle Fürths gelegenen „Location“- sammelten sich derart 120 Verwandte im Kaminzimmer des als Schloss definierten Logenhauses der Freimaurer-Loge, dass allein dieser Tatbestand des unvermeidlichen Zusammentreffens der Jahrzehntelang zueinander kontaktlos gebliebenen Familie Unangenehmes, um nicht zu sagen Kriminelles, vermuten ließ. Es sollte der Ort und die Zeit der Testamentseröffnung sein.

Der herzlich-atmosphärische Empfang gerierte sich stilecht und auch das gesamte Ambiente des so traurigen Anlass würdigenden Zusammenkunft weihten dann zumindest die von individueller Nachlassgier, dabei doch geheuchelter Ergriffenheit durchsetzte Zusammenkunft der familiären Trauerbegegnung.

Im Prinzip verlief der Abend dann so, wie ich es in meiner Vorahnung als erfahrener Ermittler ohnehin schon geahnt hatte: Einer Ansprache der trauernden Witwe folgten Fallanalyse durch diverse Mitglieder der adligen Familie, Auffassungsgegensätze, Aufdeckung bislang verborgen gehaltener Familiengeheimnisse, Interfamiliäre Erbschleichvorwürfe, ein ungeliebter Spätgast und schließlich dessen schicksalshafte Ermordung. Unter Einbeziehung einiger Gäste und nicht zuletzt auch von mir als unerkannt bleiben wollender Nebenermittler wurde die Leiche mittels Totenteppich aus dem Saal in den geschätzte 8° kühlen Tote erhaltenden „Keller“ verbracht.

Zur Beruhigung der vermeintlich geschockten, insgeheim den eigenen Anteil nun um einen nicht unerheblichen Betrag höher einschätzende Verwandtschaft wurde unter gemeinsamer Durchführung des bekannten Lord Ashtonburry- Rituals ein Aperitif in Form des von ihm zu Lebzeiten so sehr geliebten Absinth gereicht. Gefolgt von einer Idee eines kleinen Salates an Limettendressing sowie vier aufgespießter Garnelen an einem hölzernen Stäbchen sowie einiger Scheiben Weißbrot wurde die kulinarische Grundlegung des Abends vorgenommen.

Es folgten weitere geradezu schauspielerische Familienszenen, bis dann durch den nächsten Gong der nächste Gang mittels eines wohlfeil eingeübten, traditionellen Gong-Rituals des Schottischen Butlers eingeläutet wurde.

Die geringe Tellerauflage aus hauchdünnen zwei Fleischscheibchen sowie einer so eben die Zweistelligkeit erreichenden Anzahl „Butter-Gnocchi“ an einer hellen Sherry-Sauce mundete ebenso gering, wie das Sättigungsvermögen der Nahrungsmenge es vermuten ließ: wenig. Umgangssprachlich wäre vermutlich zu formulieren: die (Fertig-)Gnocchi schmeckten nicht bis fürchterlich. Hier sollte es ein Standesanliegen der Familie sein, künftig bei der Auswahl der zubereitenden Küche auf d eutlich mehr Qualität zu achten. Die gebotene Qualität dieser Speise entsprach in keiner Weise der Jahrhunderte geübten Genusstradition der Familie. Insofern relativierte sich der prinzipiell als für den „Bereitstellungsaufwand“ der Veranstaltung in etwa angemessenen Betrages doch etwas, wären unter Berücksichtigung der Kritikpunkte 50-60 Euro der ganz klar angemessenere Preis gewesen.

Vor dem Höhepunkt des Familien-Meetings gelang es dem von der Lady des Hauses vorsorglich angeforderten Kommissars alle Anwesenden in einen Aufklärungsrausch zu versetzen und die Bewertung der Indizien und Fakten zu einer Klärungsvermutung anzuregen. So beteiligten sich denn auch nahezu alle Anwesenden an einer Täter-Vermutungswette einschließlich einer Festlegung eines Strafmaßes für den am Ende nach einem wohlschmeckenden und den Abend genüsslich abrundenden Desserts schließlich enttarnten und festgesetzten Täters.

Richtigtippende sowie auch einige passend zum Abendthema stilecht gekleidete Damen hatten die Chance auf einen kleinen Anerkennungspreis. So verließen wir den Ort der traurigen und grausigen Ereignisse doch mit einem angenehmen Gefühl der kulturellen Bereicherung unseres bescheidenen Alltags und der Gewissheit, für einige Erzählsequenzen im – wohlgemerkt nun dann wirklichen - Freundes- und Familienkreis über ausreichend Berichtsstoff zu verfügen.

Die drei Filme sind sicher weitgehend aufschlussreich. Aber ACHTUNG - Rätsel:
Im dritten Film habe ich einen "Fehler" eingearbeitet. Wer deckt ihn auf?
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1 Kommentar:

Reiner hat gesagt…

Hallo Uli. Also so wie ich das sehe, wurde Lord Ashtonburry nicht getötet, sondern war der verblichene um dessen Testament und Erbe es ging. Ermordet wurde ja der später eintreffende ungebetene Gast...

Gruß aus der Sonne,
Reiner